Verschiedene Forschungsprojekte haben die Aufmerksamkeit der Bibliothekswelt aktuell auf Buchbestände aus dem 19. Jahrhundert gelenkt. Bei der Produktion von Büchern und Zeitschriften sind damals mitunter Arsenverbindungen bei der Farbherstellung zum Einsatz gekommen. Die Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Düsseldorf mit ihrem umfangreichen historischen Bestand entfernt daher alle potentiell belasteten Bücher aus den frei zugänglichen Bereichen. Damit dies geschützt und zügig verlaufen kann, bleiben die Zentralbibliothek, die Fachbibliotheken PhilBib und PhilBib 2 sowie die Verbundbibliothek Naturwissenschaften vom 18. bis 22. März 2024 geschlossen. Lernplätze für Studierende stehen während dieser Zeit in den Fachbibliotheken Medizin und Rechtswissenschaft sowie im Selbstlernzentrum zur Verfügung. Darüber hinausgehender Service wird in dieser Zeit nicht angeboten.
In den frei zugänglichen Bereichen der ULB sind rund 15.000 Bände mit Erscheinungsjahr vor 1900 aufgestellt – weniger als ein Prozent des gesamten historischen Bestandes. Dieser Bestand war und ist grundsätzlich nicht ausleihbar. Potentiell belastet sind Bücher des 19. Jahrhunderts mit grünen Einbänden, Buchschnitten, Titelschildern oder Vorsatzblättern, da Arsen in grünen Farbstoffen – in erster Linie im sogenannten „Schweinfurter Grün“ – vorkommen kann. „Wir werden die 15.000 Bände des 19. Jahrhunderts im Freihandbereich schnellstmöglich sichten, potentiell belastete Bände entfernen und diese für die nachfolgende Testung zunächst einlagern“, so Kathrin Kessen, Direktorin der ULB. „Wie viele der separierten Bücher dann tatsächlich eine Arsenbelastung aufweisen, lässt sich erst nach einer Testung beziffern. Wir kalkulieren mit einer niedrigen vierstelligen Zahl.“
Unbedenkliche Bücher können nach Abschluss der Testung wieder genutzt werden. Im Magazin aufgestellte Bücher werden bei Bedarf getestet. Die ULB verfügt über eine Restaurierungswerkstatt und damit über die Expertise, derartige Testungen in diesen Einzelfällen durchführen zu können. Ob und wie belastete Bestände unter besonderen Schutzvorkehrungen zukünftig nutzbar gemacht werden können, wird die ULB im engen Austausch mit der Kommission Bestanderhaltung des Deutschen Bibliotheksverbands erarbeiten.
Solange die Bücher im Regal stehen, stellen sie keine Gesundheitsgefahr dar. Zu einer theoretisch möglichen Gefährdung kann es jedoch kommen, wenn im 19. Jahrhundert erschienene Bände mit grünen Bestandteilen angefasst und zum Umblättern der Seiten die Finger gar mit der Zunge angefeuchtet werden, möglicherweise Arsen enthaltender Staub auf den Bänden eingeatmet wird oder durch das Anfassen der Bände Arsen in die Augen gerät. Wissenschaftliche Erkenntnisse, die belegen, dass es beim Nutzen dieser Bände zu Gesundheitsgefährdungen gekommen ist, liegen bislang nicht vor. Die Separierung ist im Sinne des Gesundheitsschutzes der Beschäftigten und Studierenden eine reine – allerdings erforderliche – Vorsichtsmaßnahme.
Um jegliche mögliche Gefährdung auszuschließen, sind die Zentralbibliothek, die Fachbibliotheken PhilBib und PhilBib 2 sowie die Verbundbibliothek Naturwissenschaft in den Semesterferien vom 18. bis 22. geschlossen, um die Bände zu separieren. Dies ermöglicht, die Arbeiten zügig zu erledigen, sodass das bevorstehende Sommersemester ohne Einschränkungen und für alle mit einem sicheren Gefühl an den verschiedenen Lernorten anlaufen kann.
Die Fachbibliotheken Medizin und Rechtswissenschaft sind in der Woche zu den gewohnten Zeiten jedoch ohne bibliothekarisches Fachpersonal geöffnet. Dieses ist sämtlich bei der Vor- und Nachbereitung sowie der Sichtung und Separierung selbst eingesetzt. Lernplätze stehen darüber hinaus auch im Selbstlernzentrum zur Verfügung.