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Erwin Quedenfeldt - Fotos vom Niederrhein 1905-1915

Die Sammlung des promovierten deutschen Fotochemikers, Fotografen und Erfinders Erwin Quedenfeldt (1869-1948) umfasst mehr als 1600 Fotografien vom Niederrhein aus der Zeit von 1905 bis 1915. Von Aachen, Düsseldorf, Köln, Kleve bis Zons – fast jeder Ort ist in seiner Fotodokumentation vertreten. Quedenfeldts Fokus lag dabei auf den alten niederrheinischen Profanbauten aus Mittelalter, Renaissance und Barockzeit. Nicht nur die Burgen, Schlösser und Sitze des rheinischen Adels, sondern vor allem die bürgerlichen Häuser in den Städten, die Bauernhäuser und die niederrheinische Landschaft hat er auf seinen Wanderungen fotografisch festgehalten. Die Sammlung bietet auch einzigartige Einblicke in den Alltag am Niederrhein vor mehr als 100 Jahren. Sämtliche Fotos sind digitalisiert und in den Digitalen Sammlungen der ULB zu finden.

1903 begründete Quedenfeldt die Düsseldorfer Fotoschule, die er bis 1921 leitete. Seine Fotografien vom Niederrhein publizierte er von 1909 bis 1915 unter den Titeln Baukunst am Niederrhein und Einzelbilder vom Niederrhein in Katalogen und per Abonnement im Selbstverlag. Einen vollständigen Satz seiner auf Karton aufgezogenen Bromsilberbilder überließ er der ehem. Landes- und Stadtbibliothek Düsseldorf, deren Bestände 1970 von der Universität Düsseldorf übernommen wurden.

Quedenfeldt fotografierte auch im Auftrag von Firmen und Architekten. Für die Firma Henkel in Düsseldorf fertigte er beispielsweise für die Festschrift 1916 die Fotografien, wobei er nicht nur Fabrikationsstätten und Labore, sondern auch die umfangreichen Wohlfahrtseinrichtungen (Badeanstalten, Spielplätze, Bücherei, Lazarett) dokumentierte.

Er unterhielt enge Beziehungen zu den zeitgenössischen Künstlern Otto Pankok und Gert Wollheim sowie zum Begründer des modernen Industriedesigns Peter Behrens. Nach dem 1. Weltkrieg gehörte er dem politisch von Adolf Uzarski mitbegründeten linksradikalen „Aktivistenbund 1919“ an, der mit der Künstlergruppe des „Jungen Rheinland“ und den „Anacho-Syndikalisten“ kooperierte. Quedenfeldt wendet sich jetzt dem Expressionismus zu und wird zu einem Pionier der abstrakten Fotografie bzw. der sog. Lichtmalerei, die er als Ausdruck des Seelenlebens, von Visionen und Gefühlen verstanden wissen will. 1919 erscheint im Selbstverlag sein Werk „Lichtzeichnungen“, mit dem er sich ausdrücklich von dem – wie er im Vorwort betont – „geisttötenden Naturalismus“ abwendet. Im Vorwort fordert er vom Fotografen ein „Eindringen des Geistes in die Wesenheiten der Objekte“.  Um 1910 erfand Quedenfeldt das auf ihn patentierte, fotomechanische Erwinotypie-Kunstdruckverfahren.

1923 verließ Quedenfeldt Düsseldorf und arbeitete in Wien mit Heribert Schiebert zusammen. Er starb 1948 in Bischofswiesen bei Berchtesgarden.



Erwin Quedenfeldt: Einzelbilder vom Niederrhein zur Pflege der Heimatkunst. Düsseldorf. 4 Serien 1909-1915.
Signatur: K 347
Digitalisat:  http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/5579929


 


Erwin Quedenfeldt: Aus dem alten Düsseldorf. Vierzig malerische Ansichten nach Original-Gummidrucken. Düsseldorf 1907.
Signatur: K310, DGV1249
Digitalisat: https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:1-512703


 


Zur Geschichte der Preußischen Verwaltung im Regierungsbezirk Düsseldorf.Festschrift zur Einweihung des neuen Regierungsgebäudes, Düsseldorf 19. Oktober 1911, mit Beiträgen von Adolf Bammel und Traugott von Saltzwedel, Fotografien Erwin Quedenfeldt Düsseldorf 1912
Signatur: DBF1093 (4)
Digitalisat: https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:466:1-55577


 


Fritz August Breuhaus: Landhäuser und Innenräume. Künstlerische Aufnahmen von Dr. Erwin Quedenfeldt. Düsseldorf 1911.
Signatur: KW 1392

(auch im Digitalen Lesesaal der ULB elektronisch verfügbar bzw. am Elektronischen Leseplatz nutzbar)


 


Henkel, Fritz: Vierzig Jahre zielbewußter Arbeit der Firma Henkel  Cie, Düsseldorf, Fabrik chemischer Produkte 1876-1916. Düsseldorf 1916. Fotografien von Erwin Quedenfeldt
Signatur: HuG 843 (4)
Digitalisat: https://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:061:1-510341


 


Erwin Quedenfeldt: Lichtzeichnungen. Düsseldorf 1919
Signatur: KW 1933(2)
Digitalisat: http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/urn/urn:nbn:de:hbz:061:1-512718


 

 


Werner Jansen: Der schöne Niederrhein. Mit zahlr. Fotografien auf Tafeln von Erwin Quedenfeldt.
Signatur: VLB-9-280(4), GUST 1964
Digitalisat: http://www.ub.uni-koeln.de/permalink/2021/01/katkey:4584883


 


  • Heidtmann, Frank: Kunstphotographische Edeldruckverfahren heute. Berlin Verlag Arno Spitz, Berlin 1978, ISBN 3-87061-183-9. (Umfangreiches Verzeichnis von Text- und Bildveröffentlichungen Quedenfeldts in Fußnote 41 zu Abschnitten 3.5 und 3.6)
  • Erwin Quedenfeldt: 1869 - 1948.  [Ausstellungskatalog zu: Fotografische Sammlung im Museum Folkwang Essen, 20.6. - 4.8.1985] Essen 1985
  • Kemp, Cornelia, et al. Das Zweite Gesicht: Metamorphosen des Fotografischen Porträts ; The Other Face : Metamorphoses of the Photographic Portrait. München Berlin London New York: Prestel, 2002. Katalog zur Ausstellung im Deutschen Museum in München 8.5. - 11.8.2002
  • Sachsse, Rolf: Fotografie. Vom technischen Bildmittel zur Krise der Repräsentation. Deubner-Verlag, Köln 2003, ISBN 3-937111-04-2. (Fotogeschichtliche Einordnung.)
  • Siebert, Irmgard (Hrsg.): Am Niederrhein. Fotografien von Erwin Quedenfeldt vor dem Ersten Weltkrieg. Köln 2018
  • Siebert, Irmgard: Der Künstlerfotograf Erwin Quedenfeldt - Dokumentar des Niederrheins und Vordenker der autonomen Fotografie. In: Irmgard Siebert (Hrsg.): "Das Paradies fanden wir ...". Streifzüge durch die Bücherwelten der ULB Düsseldorf. Frankfurt 2017. S. 11-44
  • Steinhardt, Petra: Erwin Quedenfeldt. Architektur- und Landschaftsfotografie vom Niederrhein um 1910. In: Anna, Susanne, Baumeister, Annette (Hrsg.): Das Junge Rheinland. Vorläufer, Freunde, Nachfolger. Ostfildern 2008. S. 73-78

2021 beteiligte sich die ULB Düsseldorf am Kulturhackton Coding da Vinci Nieder.Rhein.Land. Ziel des Hackatons war es, Kulturschaffenden, Künstlern, Kreativen offene Kulturdaten aus Museen, Archiven und Bibliotheken zur Verfügung zu stellen, um Kultur- und Technikenwelten miteinander zu vernetzen.

Michael Cieslik entwickelte in diesem Kontext eine App, mit der die historischen Aufnahmen Quedenfeldts vom Niederrhein den gegenwärtigen gegenübergestellt werden können. Mit Hilfe von engagierten Bürgern gelang es ihm im Rahmen des Projekts 60 Fotos nachzustellen. Er wurde dafür mit dem 1. Preis in der Kategorie "must useful" ausgezeichnet.

Die ULB arbeitet auch mit Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte und Kunstvermittlung an diesem Projekt weiter und bringt Hacker und Wissenschaft in einem Seminar im Sommersemester 2022 zusammen.

Weitere Informationen zum Coding da Vinci-Projekt "Following Quedenfeldt" sowie die technische Dokumentation und ein Video-Tutorial für die Nutzung der App finden Sie hier.

Literatur zum Coding da Vinci-Projekt:

Victoria Meinschäfer: Ein ganz neuer Blick. ULB nimmt erstmals und höchst erfolgreich am Kulturhackton "Coding da Vinci" teil. In: Magazin der Heinrich-Heine-Universität 2022, Ausgabe 1, S. 10-13.

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